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.​.​.​And The Circus Leaves Clown Part I

from When Home Becomes A Strange Place by NiwoHate

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lyrics

And the Circus leaves clown

Die Tür öffnet sich.
Der Arzt betritt das Zimmer und begrüßt seinen nächsten Patienten; einen etwas untersetzten Herren, circa Mitte Vierzig, ganz in schwarz gekleidet.
„So, schönen Guten Morgen erst mal!“ sagt der Mediziner und reicht dem kleinen, rundlichen Mann die rechte Hand.

Der Doktor setzt sich in seinen mit weißem Leder bezogenen Bürostuhl und hämmert kurz und präzise auf der Tastatur seines PCs herum.
„Nun, Herr...äh“, ein schneller Blick auf den Bildschirm,“...Tohrmann. Was kann ich für Sie tun?“

Langsam und gequält hebt der angesprochene den Kopf und erwidert kurz den freundlich distanzierten Blick des Arztes, dann starrt er wieder auf die Tischplatte.
Einen tiefen Atemzug und einige Sekunden später beginnt der Patient zu antworten: „Depressionen,“, ein Seufzer und er fährt fort:“ Ich kann nicht mehr Herr Docktor, Ich halte es nicht mehr aus! Es geht einfach nicht mehr!“
„Aber, aber Herr Tohrmann, wer wird denn gleich die Flinte ins Korn werfen?!“ erwidert er jovial und denkt:’ Ob ich mir die Haare genauso legen sollte wie er? Die paar grauen Strähnen einfach mit nach hinten gekämmt. Mmh, aber sähe ich dann nicht aus wie Danny Devito?’
“Herr Doktor? Herr Tohrmann schaut den Arzt verärgert an, scheinbar hatte dieser eine Frage nicht bekommen.
„Entschuldigung! Fahren Sie bitte fort.“
„Das war alles! Mehr gibt es nicht zu sagen.“
Dr. Bauer räuspert sich kurz, blickt auf seinen Terminkalender und spricht:
„Sie dürfen sich nicht von einer solch negativen Einstellung Fressen lassen, das macht Sie kaputt. Denken Sie positiv, das lenkt Sie ab. Dann kann man das schwere auch leichter nehmen, nicht?!“.
„Zur Zeit ist der Zirkus ‚La Vida’ in der Stadt, kennen Sie den?“ Fährt er fort, da sein Patient scheinbar keinen Spaß versteht.
„Nun... Ja, ich...“
Doch noch bevor Herr Tohrmann antworten kann, spricht Dr. Bauer weiter:
„Na sehen Sie! Eine perfekt positive Möglichkeit sich abzulenken. Und wissen Sie was? Im ‚La Vida’ tritt der wohl beste Clown der Welt auf. Pedro heißt der Kerl, glaub ich.
Ein wahrhaft genialer Komiker, der wird Sie auf andere Gedanken bringen.“
Eine Pause entsteht, der Blick Arztes scheint Herrn Tohrmann regelrecht zu durchdringen und sein affektiertes lächeln gleicht dem eines Raubtieres.

Herr Tohrmann sitzt weiterhin regungslos auf seinem Stuhl, nur verkrampfter als zu Beginn der Sitzung.
„Michael schauen Sie... Ich darf Sie doch Michael nennen, oder?“
Ein zartes nicken vom Patienten reicht dem Mediziner als Zustimmung.
„Gut, also schauen Sie Michael: Ich werde Sie heute krank schreiben, im Gegenzug versprechen Sie mir, dass Sie heute Abend eine Vorstellung besuchen, ja?“
Seine rechte Hand greift schon fast reflexartig in die richtige Schublade seines Schreibtisches, die mit den Krankenscheinen, während er mit seiner Ansprache fortfährt:
„Ich meine mehr ist sowieso nicht drin, Hahaha! So haben wir Deutschland schließlich nicht wieder aufgebaut, ne?! Hahaha! Ich meine was soll ich denn als Diagnose hinschreiben?
<Faulheit und seelisches Schlechtwettertief> vielleicht? Hahaha!
Nee nee, gehen Sie nur mal in den Zirkus, Sie werden sehen morgen ist schon wieder alles beim Alten.“

Gerade als Dr. Bauer seine Unterschrift auf einen der gelben Zettel krakelt, steht der Patient auf und geht zur Tür.
„Herr Tohrmann, Ihr Krankenschein!“, ruft der Arzt und wedelt mit selbigem.
„Ich bin Pedro... der Clown“ antwortet der Mann traurig und verlässt die Praxis.

Schon den ganzen Tag nieselt es leicht. Michael zündet sich eine Zigarette an und läuft die große Straße hinunter. Es ist bereits die zweite Schachtel die er heute raucht.
Das stoische Mitlaufen, das >sich tragen lassen< in der Masse der Passanten und der Geruch seines Glimmstängels geben ihm ein Gefühl von Heimat. Zu Hause. Mehr und mehr Menschen drängen die Große Straße hinunter; Michael läuft schon fast automatisch.
Ständig wird er angerempelt oder angemault, er solle doch seine Zigarette ausmachen, das sei ja total eklig.
Das Murmeln seiner Entschuldigungen gewinnt seinen eigenen Takt, so dass in Michaels Kopf eine Melodie erklingt. Es wird wohl heute das einzige sein was er spricht, da selbst seine Nummern textlos sind.
Das hatte ihn damals so berühmt gemacht!
Nun reißt der Strom von Leuten ab und endlich kann er die Straßenseite wechseln, sodass er auch endlich die nervig nörgelnde Frau hinter sich lassen kann.
Ein wenig später ist auch schon der Festplatz der Stadt erreicht.
Da steht es: Umgeben von einem kleinen Jahrmarkt, thront es wie eine Königin, das gewaltige Zelt des Zirkus ‚La Vida’, dem größten, spektakulärsten und berühmtesten Zirkus der Welt.
Zumindest behauptet das der Direktor, der am Zelteingang steht und Aufräumarbeiten überwacht. Als er Michael erblickt werden seine Augen zu kleinen Schlitzen. Er konnte Michael noch nie leiden. Doch der Clown bringt die Kinder und ein guter Clown bringt viele Kinder.
Tja und Pedro ist großartig.
„Wo warst Du?!“ zischt er Michael an, doch er wartet keine Antwort ab und befiehlt: “ Egal mach dich fertig!“
Michael schlendert zu seinem Wohnwagen. Er hat einen eigenen. Immerhin ist er der ‚Star des Zirkus La Vida’! doch das hat ihn nur noch einsamer gemacht.
Er betritt sein düster anmutendes Zuhause und beginnt sich bis auf die Unterwäsche zu entkleiden. Schuhe, Jacke, Hose und Hemd; alles gewohnt ordentlich zusammengelegt auf den kleinen Stuhl neben dem Bett.
Er setzt sich vor den Spiegel und beginnt sich zu schminken. Im Hintergrund läuft Musik, wie immer wenn er sich vorbereitet. Viel modernes Zeug, jedoch mit Piano, Violine und Cello. Durch und durch traurig, aber, oder gerade deshalb, wunderschön.
Michael ist sehr konzentriert bei den Verzierungen. Es ist schon öfters vorgekommen das der Direktor Pedro zurückschickte, weil ihm die Gesichtsbemalung nicht gefiel, obwohl es doch immer die Gleiche ist.
Grundierung, Make-up, Verzierung, die viel zu großen Schuhe und der mit bunten flicken versetzte Zweiteiler.
Ein anderer Mensch.
Nicht mehr Michael Tohrmann. Nein, Pedro der Clown.
Ein letzter Blick in den Spiegel. Ein Lächeln über beide Ohren, wie aus dem Nichts.
Die Musik stoppt, das Licht geht aus und Pedro verlässt seinen Wohnwagen.
Eltern applaudieren und Kinder Jubeln, als der Clown an der wartenden Menge vorbeigeht.
Ein Foto hier ein Zaubertrick da, Pedro ist der Mittelpunkt der gesamten Szenerie.
Nun aber schnell hinter die Bühne!
Das Zelt ist ausverkauft und der Direktor heißt das Publikum auf en Rängen an.
Pedro wartet hinter dem großen schwarzen Vorhang auf seinen ersten Auftritt des Abends und hört bereits das fordernd-rhythmische Klatschen der Zuschauer...

credits

from When Home Becomes A Strange Place, released October 9, 2010

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NiwoHate Halle (Saale), Germany

Postrock aus Deutschland.
Das Ziel: auch ohne Gesang sprachlos machen.

Der Weg: Wir stellen die Leinwand und die Farbe, das Bild zur Musik jedoch, malt sich jeder Zuhörer selbst.

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